Die Polizei hat am Mittwoch im westböhmischen Sadov die größte Drogenküche zur Herstellung von Pervitin (Crystal Meth) im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad entdeckt. Ein größeres Labor zur Drogenproduktion habe er noch nie gesehen, sagte der Chef der deutsch-tschechischen Antidrogen-Polizeieinheit „Crystal“, Miroslav Gonos, gegenüber Journalisten…
In dieser Küche war es möglich, bis zu 100 Kilogramm Drogen im Wert von mehreren Millionen Euro herzustellen. In die Enttarnung der Einrichtung hatte die Polizei zahlreiche Mittel und ein halbes Jahr entschlossener Ermittlungsarbeit investiert. Beim Zugriff am vergangenen Mittwochabend verhafteten die Sicherheitskräfte drei Personen. Mehrere Kilogramm Crystal konnten aus dem Verkehr gezogen werden.
Wiki: Methamphetamin gehört zur Substanzklasse der Amphetamine, der etliche weitere psychotrope Pharmaka angehören, unter anderem Amphetamin oder auch das traditionelle Asthmamittel Ephedrin. Es ist ein Stimulans und indirektes Sympathomimetikum, d. h., es regt die sympathischen Teile des Vegetativen Nervensystems an. Handel und Besitz sind in Deutschland (BtMG) und den meisten europäischen Ländern (mehr oder weniger) strafbar.
In den vergangenen Monaten wurden im Bezirk Karlsbad zahlreiche Aktionen gegen den Drogen-Schwarzmarkt und die von ihm Abhängigen durchgeführt. Der Chef der deutsch-tschechischen Polizeieinheit Miroslav Gonos bestätigte, dass in diesem Jahr im Bezirk Karlovy Vary schon drei Drogenküchen ausgehoben wurden. Die Küche in Sadov aber sei die größte von ihnen.
In Deutschland zählt Crystal Meth inzwischen zu den am meisten konsumierten Drogen. Das Methamphetamin führe bei den Konsumenten zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden, so der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) Jörg Ziercke am Donnerstag in Berlin. Deshalb arbeiteten seit geraumer Zeit auch tschechische und deutsche Fahnder bei der Suche nach der Wurzel des Übels, „den tschechischen Drogenlabors“, zusammen, so Zierke. In diesem Sinne schießt auch die deutsche Presse immer öfter in Richtung Tschechien. Die Welt spricht von der „Horror-Droge, die perfekt zum Zeitgeist passt“ und präsentiert einen „deutschen Ex-Junkie“, der berichtet, „was es wirklich heißt, Crystal Meth zu nehmen“. Ja, „Crystal Meth ist auf dem Vormarsch“. Ob mit solcher Gräuelpropaganda eine Lanze für die Aufrüstung im „Krieg gegen die Drogen“ gebrochen werden soll, oder die Autoren schlicht nicht wissen, wovon sie reden, und sicherheitshalber dem Mainstream folgen, sei mal dahingestellt. Sachliche Information sieht jedenfalls anders aus und auch wenn der „Krieg gegen Drogen“ in der letzter Zeit ziemlich in Verruf geraten ist, nachdem die WHO ihn für Ausbruch und Fortschreiten der HIV und HCV-Epidemien verantwortlich machte und die Organisation amerikanischer Staaten einmütig die weitgehende Legalisierung aller Drogen fordert. Bilder von großzügig eingerichteten, blitzsauberen Cannabis-Apotheken, die nicht nur in Israel, sondern auch in einigen US-Staten, einem aufgeklärten und selbstbewussten Publikum ein breitgefächertes Angebot an Phytopharmaka mit interessanten THC- und anderen Cannabinoidprofilen anbieten, werfen weitere Fragen an die, jeder Lockerung weiterhin und stur abholden Bundesregierung auf.Natürlich liegt die Gefährlichkeit von Methamphetamin eher im Bereich des Alkohols, als von Cannabis, so die Einschätzung eines britischen Drogenbeauftragten. Wer trotz besseren Wissens meint, auf Verteufelung nicht verzichten zu können, sollte sich immerhin um eine halbwegs vertretbare Verhältnismäßigkeit bemühen.
Für oberflächliche sensationslüsterne Propaganda ist der Stoff, der 1893 erstmals in Japan synthetisiert wurde, zu alt, große Neuigkeiten sind hier nicht zu erwarten. Als 1937 die Temlerwerke in Berlin ein eigenes Patent (Pervitin™) erhalten hatten, wurden mit Pervitin versetzte Pralinées als Hausfrauenschokolade angeboten. Ab 1939 explodierten die Absatzzahlen und die Verwendung stieg ins Millionenfache. Als „Panzerschokolade“, „Stuka-Tabletten“, „Bunkerpille“ kam der Stoff gegen die Angst zum Einsatz und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit im immer brutaleren Weltkrieg.
Um den Angriff auf den gesunden arischen Volkskörper abzuwenden, versuchte der Reichsgesundheitsführer (Leonardo Conti) dem „verweichlichenden Missbrauch“ mit Hilfe des neuen Reichsopiumgesetzes Paroli zu bieten. Zur Steigerung der Kampfeskraft wollte man sich lieber auf Dr. Goebbels und seine Reden verlassen. Mit Einführung der Rezeptpflichtigkeit ging der Konsum spürbar zurück. Methamphetamin ist also keine neuartige oder kurzlebige Designerdroge aus einem vermeintlichen Partycocktail, sondern ein lang erprobtes Arzneimittel mit altbekannten Risiken und Nebenwirkungen.
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