Am 13. Mai 2014 wurde in New York City im Rahmen der Jahrestagung der American Psychiatric Association gemeldet, dass Heroinabhängige von einer Umstellung auf pharmazeutisch-reines Heroin enorm profitieren. Neu an dieser Erkenntnis ist eigentlich nichts, außer vielleicht, dass die Abgabe reinen Heroins auch der Abgabe reinen Methadons überlegen zu sein scheint…
Eine an der Universität Lüttich von Prof. Marc Ansseau durchgeführte Studie bezieht sich auch auf ähnliche internationale Studien in Spanien, der Schweiz, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Kanada.
Sie alle warnen vor der extremen Verelendung und Gefahr für Freiheit, Leib und Leben in die die Abhängigen in der Illegalität und ohne Substitutionsprogramme geraten. Außerdem betonen sie die Überlegenheit von Apotheken-Heroin im Vergleich zu Apotheken-Methadon, insbesondere in der aktuell stark reglementierenden Praxis, die auf Minimierung des Genusses durch erzwungene konstante Übersättigung setzt.
Eine in der Schweiz vorgestellte heroin-assistierte Therapie (HAT) setzt auf 3 Dosen täglich, jeweils in kontrolliertem und kontrollierendem Setting.
- Innerhalb kürzester Zeit sank der Gebrauch von gestreckten und verdrecktem Straßenheroin mindester Qualität und Reinheit (ca. 20%).
- Dementsprechend schnell ergaben sich verbesserte Gesundheitswerte.
- Die Beschaffungskriminalität erübrigt sich, was sich in gesteigertem sozialen und kulturellem Engagement niederschlägt.
Die aktuelle belgische Diacetylmorphin-Studie (Tadam) stützt sich auf 74 Erwachsene, die mindestens 5 Jahre lang von stark wirksamen Opiaten abhängig waren.
Alle hatten Straßengift benutzt, brauchten mindestens eine Dosis täglich und hatten schon frühere Therapien hinter sich, darunter sollte auch eine methadongestützte Substitution sein, die zur Beruhigung bzw. Erholung vom kriminalisierten Suchtalltag beigetragen hatte.
Manche hatten einen Suchtverlauf über zehn, zwanzig Jahre. Oder lange Pausen mit Rückfällen nach Jahrzehnten.
In der randomisierten Studie wurde ausgelost, wer Methodon und wer Heroin bekam.
Das Heroin (Diacetyl-Morphin, Dia-Morphin) konnte eingeatmet (Chasing) oder injiziert (s.c./i.v.) werden. Die Tagesdosis lag im Schnitt bei 574 mg Dia-Morphin Das Methadon wurde nur p.o. (oral) angeboten, die Tagesdosis lag im Schnitt bei 77 mg d/l-Methadon. Laufzeit der Tadam: 12 Monate.
Die Bewertung der Patienten wurde auf Grundlage des „European Addiction Severity Index“, der „Maudsley Addiction Profile–Health Symptom Scale“, und der revidierten Ausgabe der „Symptom Checklist-90“ (SCL-90-R) durchgeführt. Abgefragt wurden auch das Vorstrafenregister, Einzelheiten zu Beschaffungszwängen, zu Kriminalität und Prostitution.
Nach Ansicht der Belgier sollte eine solche Behandlung so lange wie nötig zur Verfügung stehen. Zu bestimmen habe die leglich der Patient selbst. Die Festlegung eines Zeitlimits läuft auch konträr zum chronischen, auf lange Fristen ausgelegten Charakter dieser chronischen und rezidivierenden Krankheit.
Dr. Ansseau will nun die Regierung davon zu überzeugen, von Belgien aus neue Wege einzuschlagen, gerade in dieser schwer zu behandelnden Patienten-Population.
„Man muss wissen, dass es um eine Behandlung für sehr stark süchtige Patienten geht. Dies ist keine Erstbehandlung.“
Frances Levin, Professorin für Psychiatrie an der Columbia University Medical Center (CUMC) in New York City, sprach gegenüber von Medscape Medical News von einem End-Stufen-Ansatz.
Man müsse sich auch fragen, ob die Methadonprogramme mit ihren vielen Ein- und Beschränkungen, samt Sanktionen und Drohungen und Zwangsdosierungen (Einstellung) nicht viel zu repressiv waren.
Dr. Levin, ehem. Präsidentin der American Academy of Addiction Psychiatrie, heute Vorsitzende des Rates für Suchtfragen bei der APA, betonte, dass auch die bürokratischen und juristischen Hürden, wie auch der laufende Zeitaufwand, den man den Patienten abnötige, sich auf deren Fähigkeit, in dieser Welt zu funktionieren, produktiv, kreativ und sozial integriert zu sein, Beziehungen aufzunehmen, Entspannung zu finden, negativ auswirken. Dass es sich hier auch um einen für die Gesamtgesellschaft lohnenden Ansatz handelt dürfte klar sein, auch in Bezug auf die geringen Kosten der entsprechenden Maßnahme, im Vergleich z.Bsp. mit einem Haftaufenthalt.
Quellen: www.medscape.com.
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